1894
Idee
Die Gemeinde Heidenau tritt aus dem Schulverband mit der Gemeinde Mügeln aus und bekommt bereits am 09. Mai die Genehmigung zum Bau eines neuen Schulgebäudes.
Während die ersten Planungen beginnen überlässt der Besitzer der Heidenauer Papierfabrik, Erich Harlan, der Gemeinde Heidenau
25000 Quadratmeter Bauland. Er erhoffte sich von der neuen Schule eine gute Grundbildung künftiger Arbeiter.
18 Lehrzimmer, 1 Aula, 1 Direktorialzimmer, 1 Lehrmittelzimmer, 1 Lehrerzimmer, 1 Zeichensaal (auch für Handarbeitsunterricht zu nutzen), 1 Bibliothekszimmer, 1 Karzer waren neben der Hausmannswohnung und Lagerräumen für Holz- und Kohlevorräte sowie der Zentralheizung geplant.
Die Turnhalle sollte gesondert vom Hauptgebäude auf dem Schulhof errichtet werden.
Grundsteinlegung
Die Grundsteinlegung unserer Schule erfolgte aus „der Wichtigkeit des Aktes offiziell“ an diesem Tage anlässlich des Geburtstages von König Albert. Es wurde berichtet von einem feierlichen Akt mit einem Umzug, Ansprache des Pfarrers und Gesang.
Die Turnhalle stand zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich vollendet.
Die Kosten des Baus sollten 500 000 Goldmark betragen, das entspräche heute ca 12 Millionen Euro.
Die Ausführung des Baues wurde schließlich Herrn Baumeister Knorre übertragen, welcher einen Entwurf im Jugendstil vorlegte und somit aus 5 Architekten ausgewählt wurde.
1902
Einweihung
Die Einweihung führte der damalige Schulleiter Otto Weber durch.
Zunächst wurde die Schule als Volksschule mit 11 Lehrern und ca. 690 Schülern betrieben.
Man unterrichtete 8 Klassenstufen, wobei die Finanzierung durch die Gemeinde erfolgte.
Erst 1913 sind mit der Errichtung der Kochlehrküche nunmehr sämtliche verfügbare Räume
des Schulhauses in Benutzung genommen worden.
1914
Erster Weltkrieg
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges betraf auch die Heidenauer Schule.
Allein 8 Herren des Lehrpersonals wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Daraufhin wurde in vielen Klassen der Unterricht gekürzt.
Die Schule überließ die Turnhalle nach Eintreffen der ersten Verwundeten dem Johanniter-Krankenhaus zur Unterbringung der Verletzten. Der Dank dafür erfolgte am 14. Oktober in Form eines Besuches des Königspaares bei den Verwundeten.
Der König erkundigte sich bei den Verwundeten über die Art ihrer Verletzungen sowie über den Stand der Schlachten und Gefechte.
Desweiteren sprach der König seine Freude darüber aus, dass die Turnhalle dem Roten Kreuz als Lazarett zur Verfügung gestellt wurde.
Besuch des Königs
1918
Ende des Krieges
Bereits 1915/1916 kehrten die ersten Lehrer aus dem Krieg zurück.
Trotzdem waren Klassen mit 50 bis 60 Schülern keine Seltenheit.
Die Schule unterstützte Sammlungen für Kriegsanleihen, die Lehrer verdienten sich für ihren Einsatz für das Vaterland somit Abzeichen und Medaillen als Auszeichnungen.
Im Juni 1918 wurden die Schüler aufgrund mangelnder Versorgung für 4 Wochen zu einem Landaufenthalt geschickt.
Nach Unterzeichnung des Friedensvertrages bekamen die Schüler schulfrei und es fanden Klassenfeiern statt.
Seit Ostern 1919 wird an unserer Schule verpflichtender Unterricht in Gemüsebau für die Mädchen des 8. Schuljahres angeordnet.
1920
Namensgebung
In diesem Zusammenhang erhielt unsere Bildungseinrichtung den ehrenvollen und zugleich verpflichtenden Namen „Pestalozzi-Schule“.
Johann Heinrich Pestalozzi (1746 – 1827) war Philantrop, Schul- und Sozialreformer, Philosoph und ebenfalls Politiker.
Besonderes Augenmerk richtete er auf die Elementarbildung der Kinder.
Viele seiner Grundideen findet man in der modernen Pädagogik wieder, worin er auch die Ideen Rousseaus aufnahm und weiter entwickelte.
Er verband praktische Arbeit mit Schulunterricht und sittlich-religiöser Erziehung.
1933
Drittes Reich
Humanistisch geprägte Bildungsinhalte der Weimarer Republik wichen der nationalsozialistischen Pädagogik.
Der bisherige Schulleiter, Herr Marschner, wurde seines Amtes enthoben, da er der SPD angehörte. Er wurde durch den Lehrer Alfred Mende ersetzt. Fotschrittlich gesinnte Lehrer wurden nach Pirna aufs Bezirksschulamt geladen, wo sie sich ihrer „Gesinnung“ erklären mussten. Verlust des Lehrerberufes und andere Schikanen trugen dazu bei, dass einige der NSDAP beitraten.
1940
Zweiter Weltkrieg
Eine wissenschaftliche Qualifizierung der Schüler wich zunehmend der Anerziehung eines Nationalbewusstseins in Verbindung mit körperlicher Stählung und geografischer sowie historischer Orientierung.
Bücher und andere Materialien welche Inhalten und Richtlinien der Hitlerpartei nicht entsprachen wurden umgehend entfernt und vernichtet.
Der Unterricht lief zunehmend propagandistisch ab, beispielsweise wurde im Biologieunterricht nun Rassenkunde gelehrt.
Neben Geländeläufen und der Einführung des Staatsjugendtages sang man nationalsozialistische Lieder und sah gemeinsam die politisch orientierende „Wochenschau“.
1945
Ende Zweiter Weltkrieg
Nach Beendigung der nationalsozialistischen Diktatur wurde erneut eine „Säuberung“ der Schulinhalte vollzogen. NS-Propaganda wurde aus den Büchern entfernt, auch Lehrpläne mussten überarbeitet werden.
Deswegen wurde der Unterricht für 2 Monate ausgesetzt und erst im September wieder aufgenommen.
Zum 1. November wurden Lehrer die der NSDAP angehörten entlassen und erst 1946 stieg die Lehrerzahl dann wieder
von 8 auf 15.
1949
Die DDR
1946 trat ein neuer Schulleiter seinen Dienst an, ihm folgten 10 neue Lehrer, die einen Kurs in Pirna belegt hatten.
Diese „Neulehrer“ hatten in der FDJ mitzuarbeiten und sollten den Schülern neue Ideale vermitteln. Mit Hygiene, Musik und Psychologie wurden auch reformpädagogische Ansätze der Weimarer Republik wieder aufgegriffen.
Die Schule trug nun den Namen „Pestalozzi-Oberschule-Heidenau“.
Spürbar war nun die politische Nähe zur Sowjetunion, die Beherrschung der russischen Sprache ab Klasse 5 war zunehmend wichtig. Nach russischem Vorbild wurde eine achtstufige Volksschule aufgebaut, auch kulturelle und künstlerische Tätigkeiten wurden gefordert.
Disziplin und Ordnung wurden gestrafft, Einsätze und auch Unterricht in Industrie und Landwirtschaft durch Schüler der 8. – 10. Klassen waren erwünscht und organisiert.
1961
Mauerbau
Mit dem Bau der „Mauer“ um Westberlin erreichte die Situation im geteilten Deutschland eine Verschärfung.
Es sollte bis in den Herbst 1989 dauern, ehe sich an diesem dunklen Kapitel deutscher Geschichte etwas ändern sollte.
Über 28 Jahre gab es in einem Land 2 Staaten und viele getrennte Familien und Freunde.
1990
Die Wende
Bereits 1991 wurde in Heidenau beschlossen, ein Gymnasium einzurichten.
In der allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule wurde die Tradition des Weihnachtssingens wieder aufgenommen.
Mit Projekttagen gab es Neuerungen im Schulalltag.
Die Sanierung des Ostflügels, der Gas- und Wasserleitungen und die Erneuerung der Fenster waren in den Jahren 1990/91
bereits in Angriff genommen.
Auch die Erneuerung der Heizungsanlage stand an.
1992
Wir werden Gymnasium
An diesem Tag wurde unsere Schule zum Gymnasium ernannt.
Im 90sten Jahre des Bestehens gab es für das betagte Gebäude und die Menschen darin eine neue Aufgabe!
Leistungsklassen wurden gebildet und internationaler Schüleraustausch mit Frankreich wurde angeschoben. Eine Partnerschule in Lahr wurde zum Informationsaustausch genutzt.
In der Folgezeit traten neue Lehrpläne in Kraft, die ersten Abiturienten wurden 1993 entlassen und ca. 2,7 Mill. DM flossen in die Sanierung des Hauses.
1996
Neue Räume
In diesem Schuljahr wurde ein neues Chemiekabinett eingeweiht.
Und nun ging es dank des Engagements der Heidenauer Stadtväter Schlag auf Schlag.
1. PC-Kabinett und neue Räume für Physik und Biologie folgten in den Jahren bis 1999.
Und schon im Jahr darauf ergänzte ein weiteres Chemiezimmer mit Experimentalraum die Möglichkeiten modernen Unterrichtes.
2002
100 Jahre Schulgeburtstag
Im August 2002 ließ das Jahrhunderthochwasser im Bereich der Elbe und ihren Zuflüssen die geplanten Feierlichkeiten zum 100 jährigen Bestehen des Schulgebäudes platzen.
Zu dieser Zeit war die neue Turnhalle gerade im Bau und wurde zum Großlager für Versorgung des oberen Elbtales genutzt.
Erstmals wurde seit langer Zeit für 2 Wochen der Unterricht ausgesetzt, unsere Schule war Notunterkunft und Einsatzzentrale zur Bewältigung der Notsituation im Elbtal.
Durch eine groß angelegte Hilfsaktion der „WELLA“ AG konnten 15 Familien unserer Schüler eine größere finanzielle Unterstützung zur Linderung ihrer Nöte erhalten.
Die Feierlichkeiten wurden im bescheidenen Rahmen nachgeholt.
2008
Neue Medien
Die vorerst neueste Errungenschaft unserer Schule ist der universell nutzbare Unterrichtsraum
011 im Erdgeschoss.
Mit modernster Technik ausgerüstet und variabel zu bestuhlen macht der Unterricht hier richtig Spaß. Arbeit mit Laptops ist ebenso möglich wie Experimente oder audiovisuelle Vorführungen.
So sollte die Zukunft in unserem Hause aussehen.
Leider erreichte uns inzwischen die Nachricht von der Verschiebung des lange geplanten
Anbaues an der Westseite unserer Schule.