Käse, Schokolade, Berge im Heidi-Stil und Uhren…

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… das zumindest waren die Erwartungen, welche die meisten von uns hegten, als wir uns
Mittwoch früh um acht am Bahnhof trafen, um endlich „unsere“ Schweizer zu besuchen.
Es sei dabei erwähnt, dass es sich um einen Ferienmittwoch handelte … nun ja.
In den Zug setzen, aus dem Fenster schauen und schlafen – so sah zumindest der Plan
aus. Dass unser Zug unterwegs warten musste, wir so über Umwege in den Anschlusszug
hetzten und dann noch einen anderen an der deutsch-schweizerischen Grenze
verpassten, konnte niemand ahnen. Nach knapp neun Stunden trafen wir also in Baden
am Bahnhof ein und wurden mit sehr viel Wiedersehensfreude von den Schülern und ihren
Eltern begrüßt. Den Abend verbrachten wir individuell in den Familien.
Donnerstag wurden wir offiziell von der Kantonschule Wettingen begrüßt und bekamen
sowohl Einführungsunterricht in die schweizerdeutsche Sprache und die anderen drei in
der Schweiz gesprochenen Sprachen (Französisch, Italienisch und Rätoromanisch) als
auch in das politische System der Schweiz. Vor allem letzteres erwies sich als durchaus
interessant, denn das System unterscheidet sich teilweise vom Deutschen. Danach ging
es in den Unterricht, gegen eins trafen wir uns in der Mensa. Ich denke, es ist nicht falsch
zu sagen, dass die Erwartungen aller übertroffen wurden, was das Kulinarische, aber auch
das Ästhetische angeht. Denn der Speisesaal befindet sich in einer Scheune, sodass alte
Balken und die alte Decke noch erkennbar sind. Auch das Essen war sehr lecker; es gab
eine große Platte mit warmem Essen für den ganzen Tisch, der bei Bedarf nachgefüllt
werden konnte, sowie ein kleines Buffet mit warmem Gemüse, Salat und Obst. Generell
waren wir alle ziemlich begeistert vom Schulgelände. Die Schule befindet sich nicht nur in
einem Gebäude, sondern ist in dem ehemaligen Kloster mit Kirche auf mehrere Gebäude
verteilt. Es gibt sogar mehrere Restaurants, eine Pizzeria und eine Brauerei mit
Biergarten. Der war aufgrund der Jahreszeit aber (leider) schon geschlossen. Die Lehrer
waren ebenfalls in Ferienwohnungen auf dem Schulgelände untergebracht. Den
Nachmittag verbrachten wir individuell. Am Abend jedoch trafen wir uns alle an einer
Burgruine in Baden und verbrachten die Zeit miteinander.

Der nächste Tag sollte ziemlich anstrengend werden, jedoch wussten wir morgens noch
nichts. Sonst wären wir möglicherweise zu Hause geblieben. Zuerst fuhren wir eine gute
Stunde Richtung Luzern. Dort angekommen stiegen wir in eine Seilbahn, die uns bis auf
1000m auf den Pilatus brachte. Sehen konnte man zwar nicht viel, denn es war tiefer,
dichter Nebel und die Temperaturen waren auch nicht wirklich angenehm, aber unterwegs
hörten wir Kuhglocken. Das hat das Alpenfeeling noch unterstrichen. Unser Ziel lag
allerdings noch weiter oben, auf 1400m. Nun galt es, die restlichen 400 Höhenmeter zu
Fuß zu überwinden.

 


Dank des Ansporns von Herrn Kollender schafften wir das in einer knappen Stunde und
wurden gut dafür belohnt (obwohl kein Chipsbaum auf uns wartete;)). Sobald wir die
Wolkendecke durchbrachen, schien die Sonne auf uns herab und wärmte uns.

Sozusagen als Belohnung bekamen wir nach einer kurzen Pause die Möglichkeit, uns im
Seilpark auszuprobieren. Es gab sogar musikalische Begleitung in Form von zwei
Alphörnern, die den Blick vom Berg ins Tal wunderschön abrundeten. Anschließend
nahmen wir die Gondel ins Tal, wieder von Wolken umgeben, und den Zug nach Hause.
Der Nachmittag und das Wochenende wurden zwar individuell von den Familien gestaltet.
Trotzdem fuhren wir, also Schweizer und Deutsche, Samstag nach Basel und
verabredeten uns für Sonntagabend zum typisch schweizerischen Raclette.
Montagmorgen mussten wir die Schulbank drücken, bevor wir in das Technorama, ein
„erlebtes“ Museum der Naturwissenschaften, nach Winterthur gingen. Das klang erst
einmal langweilig, stellte sich aber als hochinteressant heraus. Experimente zur Fliehkraft,
zur Entstehung von Blitzen, das eigene Lungenvolumen messen, Geräusche ausprobieren
– das ist nur ein winzig
kleiner Ausschnitt dessen, was alles im Technorama erlebt werden kann. Ein Besuch lohnt
sich auf jeden Fall, auch wenn man kein Fan von Physik oder Biologie ist.
Am Dienstag besuchten wir ein allerletztes Mal die Klosterschule. Insgesamt haben wir
eine große Vielzahl und Diversität an Unterrichtsstunden erlebt – von Mathe über Sport bis
hin zu Chinesisch. Den Nachmittag verbrachten wir in Baden, auf der Suche nach Käse,
um ein Stück Schweiz mit nach Hause zu nehmen. Den Abend ließen wir bei einem (von
einer heißen Quelle gespeisten) Fußbad mit Musik, vor allem aber gemeinsam ausklingen.
Ob wir es glauben wollten oder nicht – das war unser vorerst letzter gemeinsamer Abend.

Tja, und Mittwoch hieß es dann Abschied nehmen von unseren Freunden, danke sagen an
die Familien, die uns mit so viel Liebe und Wärme empfangen haben. Danke an die
Schule und die Lehrer, die ihre Türen für uns öffneten. Und natürlich danke an unsere
Lehrer, Frau Sucker und Herrn Kollender, die den Austausch wohl ebenso genossen
haben wie wir (und natürlich immer ein offenes Ohr für uns hatten). Auch wenn sie dabei
an so mancher Stelle verzweifelt sind, sei es nun, weil wir Schüler einfach faul sind oder
weil die Deutsche Bahn sich wieder einmal von ihrer pünktlichsten Seite gezeigt hat
(sollten je ein paar helfende Hände und ein Sack Steine gebraucht werden …)
Hoffen wir, dass dieser Austausch noch viele Jahre bestehen bleibt.


Paula Dethloff und Hagen Drescher


PS: Einige Schüler der Kantonschule Wettingen interviewten unsere Schüler, hier der Link
dazu: https://youtu.be/s7giUrGJjzE